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Bürgermeisterwahl
Von Licht und Musik bis Realpolitik

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Fridi Miller, Sindelfinger Gegenkandidatin für Amtsinhaber Thomas Schäfer, gab sich vor der Vorstellung aller Bewerber siegessicher. Fotos: Holm Wolschendorf
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Ulrich Raisch rauschte kurz nach Veranstaltungsbeginn in den Saal.
Vor dem Urnengang am 17. Dezember stellten die Bürgermeister-Kandidaten sich und manche kuriose Idee für den Ort vor. Viele Bürger kamen, Fragebedarf gab es aber nur wenig.

Hemmingen. Wolfgang Gerlach sorgte am Dienstag in der Gemeinschaftshalle schon früh für die ersten Lacher. Als stellvertretendes Gemeindeoberhaupt hatte er die Regeln der Vorstellung der Kandidaten für die Bürgermeisterwahl erklärt – unter anderem auch, dass die jeweils beiden anderen bei der Präsentation des dritten Bewerbers dort warten müssen, wo sonst nur Kinder sind: im Hort. Und das schien einigen Zuhörern angesichts der Gegenkandidaten für Thomas Schäfer doch irgendwie passend.

Denn auch wenn Fridi Miller – sie war im Kreis Böblingen schon öfters für das kommunale Spitzenamt angetreten, ein Filmteam begleitete sie deshalb – nicht so bekannt war wie Ulrich Raisch, so hatten sich viele zuvor über die Familienhelferin aus Sindelfingen informiert. Ihr oberstes Ziel sei es, Angela Merkel abzulösen, um wahre Demokratie zu bekommen. Sie habe Beweise für Wahlfälschung und organisierten Kinderhandel, das Jugendamt würde Kinder aus Familien stehlen. Und das sei auch ihr Antrieb für ihre Kandidaturen: Ihr wurde die Tochter entzogen.

Doch Miller präsentierte auch Ideen, die von den Zuhörern wohlwollend aufgenommen wurden, denen sie zum Schluss ihrer Rede „Licht und Liebe schickte“. Die Kinderbetreuungsgebühr sollte einkommensabhängig sein – eine Forderung, die auch schon Gemeinderäte geäußert hatten. Und mit Mehrgenerationenhäusern sei den Jüngsten und Ältesten gedient, Kosten für deren Betreuung könnten reduziert und die Gemeinschaft gestärkt werden. Das könne man auch über mehr Feste, sagte sie – wie Raisch – auf die Frage nach ihrem Aktionsplan, eine von nur drei ernsthaft gestellten. Zudem sollte der ÖPNV („Ihr habt ja die Gäubahn.“) gestärkt und die Gewerbesteuer gesenkt werden, um große Firmen anzulocken, ebenso Investoren, die einen Wellnessbereich oder eine Eisbahn aufbauen könnten. Miller schlug auch die Einführung eines Bürgerhaushalts vor – die Einwohner könnten sich so einbringen und man könnte Korruption vorbeugen, sagte sie auf die Frage von Kämmerer Horst Etzel, wie sie die Verkehrsprobleme lösen wolle.

Amtsinhaber präsentiert Erreichtes

Schäfer zog vor allem Bilanz und gab das Ziel eines „Weiter so“ aus. Einen Schwerpunkt legte auch er auf Kinderbetreuung, da müsse weiterentwickelt und investiert werden, verwies er vor allem auf die neue Kita in der Hälde und die Sanierung der Glemstalschule. Es gelte aber ebenso zu schauen, wo weitere Wohngebiete möglich seien, und wie man mit Schwieberdingen neue Steuerzahler in ein Gewerbegebiet bringe. Schließlich sprudle diese Einnahmequelle nicht mehr so stark.

„Weiter dran bleiben“ müsse man zudem beim Ausbau der Strohgäubahn, auch die Betreuung von Senioren und Unterbringung von Flüchtlingen kämen als große Bereiche dazu. Er will zudem erreichen, dass Hemmingen energieautark wird, und den Ausbau der Internetverbindungen mit Glasfaser und eine bessere Anbindung der Gewerbegebiete. „Die Aufgaben gehen nicht aus“, sagte Schäfer, und nutzte die Veranstaltung, die mit dem Tag des Ehrenamts zusammengefallen war, um den Engagierten in Vereinen, Kirchen und Organisationen zu danken.

„Ihr merkt ja, wohin das geht: wer bietet mehr“, kritisierte Raisch die Antworten der zwei auf die Frage nach dem Aktionsplan. Doch die Finanzen würden das nicht hergeben, sagte er, während er den Haushaltsplan hochhob. Man müsse die Gesamtsituation realistisch im Auge behalten. Wohl auch deshalb nannte er nur ein – wohlbekanntes – Ziel: die Einrichtung eines Musikkindergartens. Hemmingen, wo es lobenswerterweise ja Singstunden im Kindergarten gebe, könne damit als menschenfreundliche Kommune landesweites Vorbild werden. Kinder und Jugendliche seien Chefsache bei ihm, sagte er. Nicht ohne Bedauern, dass die Pädagogik vor allem in Frauenhand sei. „Was das für die Jungen bedeutet, wäre abendfüllend und ein sehr politisches Thema. Aber es geht hier ja nicht um Politik.“