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Tumult
Viel Frust und hohe Schulden

Nach Randalen bei afrikanischer Party in der MHP-Arena: Äthiopischer Kulturverein bleibt auf 200 000 Euro sitzen

Ludwigsburg. Es hätte ein munteres Fußballturnier in Waiblingen und eine schöne Feier in Ludwigsburg werden sollen. Aber die Randale am Donnerstagabend in der MHP-Arena bei einer afrikanischen Musikparty haben den gesamten Äthiopien-Cup überschattet. Die Stimmung an den Tagen danach war auf dem Fußballplatz getrübt. Nebenbei gewann die Mannschaft aus London das Turnier. „Die Leute sind enttäuscht und sauer“, sagt Simon Haileselassie. Er ist Vorsitzender des äthiopischen Kulturvereins „Blauer Nil“ Ethio Stuttgart, der den Fußballcup der europäischen Auslands-Äthiopier (ESCF-Cup) und das Begleitprogramm organisiert hat. 700 Fußballer äthiopischer Herkunft waren aus ganz Europa gekommen, um zu kicken. Ebenfalls aus allen Ecken Europas waren Tausende Zuschauer zum Turnier angereist – auch, um Teddy Afro live zu sehen. Er ist der Superstar Äthiopiens und hätte am Samstagabend in der MHP-Arena auftreten sollen. Aber der städtische Fachbereich Tourismus & Events als Hallenbetreiber untersagte nach dem Tumult vom Donnerstag die weiteren Partys und das Konzert. Ein Schock für die Veranstalter. Da der Kulturverein alle Kosten aus dem Erlös der Eintrittskarten, die es nur an der Abendkasse gegeben hätte, zahlen wollte, bleibt er nun auf hohen Schulden sitzen – rund 200 000 Euro, sagt Haileselassie. Er weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Der Verein habe einen Anwalt eingeschaltet.

Weil ein DJ sowie eine Liveband am Donnerstagabend nicht erschienen waren, wurden die zum Teil stark alkoholisierten Gäste aggressiv. Wie berichtet, wollten die Besucher die Arena nicht verlassen, das Sicherheitspersonal musste einige Leute hinaustragen. Dort eskalierte die Situation. Laut Polizei waren wohl um die 120 eritreische Gäste anwesend. Sie demolierten Absperrgitter, beschädigten eine Eingangstüre aus Glas und warfen mit Flaschen nach den Sicherheitskräften. Ein Mitarbeiter wurde verletzt. Als die Polizei eintraf, flüchteten die Randalierer. Videoaufzeichnungen sollen nun der Ermittlung im Strafverfahren dienen, teilt die Polizei mit. Die genaue Schadenshöhe lässt sich laut Stadt noch nicht beziffern. Die Schäden sollen über die Haftpflichtversicherung von Tourismus & Events reguliert werden.

Der Veranstalter versteht nicht, warum die Situation so aus dem Ruder lief. „Wir hatten Sicherheitspersonal für 1000 Leute bestellt“, sagt Haileselassie. Er fragt sich, warum die 32 Securitys mit den 120 Gästen, die wohl zu diesem Zeitpunkt vor Ort waren, nicht zurechtkamen. Sicherlich hätten seine Leute vor Ort nicht alles richtig gemacht, indem sie etwa die Besucher so früh vor Beginn der Party in die Halle gelassen hätten. Er sieht die Schuld jedoch bei den Sicherheitsleuten. Die Stadtverwaltung erklärt dazu, dass das Sicherheitskonzept durch den Hallenbetreiber, also von Tourismus & Events, erstellt wurde. „Der Betreiber hat beim Veranstalter verschiedene Punkte abgefragt, zum Beispiel wie viele Besucher erwartet werden, und eine Sicherheitsfirma beauftragt“, sagt Pressesprecherin Meike Wätjen. Nach den Vorfällen habe es ein Gespräch zwischen dem Veranstalter und dem städtischen Fachbereich Sicherheit und Ordnung gegeben. „Dabei konnten die Veranstalter kein tragfähiges Konzept für die Folgepartys vorlegen. Sie hatten keinen Ablaufplan und keine Verträge oder Garantien, dass die an den folgenden Abenden vorgesehenen Künstler ihre Auftritte auch tatsächlich wahrnehmen. Mit Blick auf diese unverbindliche Organisation war für die Folgetage konkret zu befürchten, dass die gleiche Situation wieder auftritt.“ Denn der Auslöser für die Frustration, die in Kombination mit hohem Alkoholkonsum zu gewalttätigen Ausschreitungen geführt habe, sei der Nicht-Auftritt der Künstler gewesen – in Kombination mit einem relativ hohen Eintrittspreis. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung entschied sich daher, in Absprache mit der Polizei die weiteren Partys abzusagen. Dafür gebe es rechtliche Grundlagen. Der Stadt sei bewusst, dass diese Entscheidung den Veranstalter hart treffe. „Die Sicherheit der Besucher wäre aber nicht gewährleistet gewesen.“