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Oststadt
Trotz Unbehagen für Lidl-Pläne

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Geringere Verschattung: Im Vergleich zum ersten Entwurf (oben) werden die Wohnblocks auf dem Marktdach von der Max-Elsas- und Steubenstraße zurückgesetzt. Illustration: Stadt Ludwigsburg
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Drei Fraktionen im Bauausschuss hätten am liebsten eine Tiefgarage für die Kunden – Der Investor lehnt das jedoch ab

Ludwigsburg. Wie verträglich ist der teils 17 Meter hohe Lidl-Neubau, der mächtig groß an der Hindenburgstraße das jetzige Verkaufsgebäude ersetzen soll? Die Nachbarn sind nicht glücklich über diesen Klotz. Weshalb sträubt sich das Unternehmen, für Kunden eine Tiefgarage zu bauen? Auch die Stadträte im Bauausschuss haben immer noch Fragen, zumal das Projekt seit über einem halben Jahr recht strittig diskutiert wird. Doch trotz aller Kritik und einem bleibenden Unbehagen – die Mehrheit hat am Donnerstag für die Pläne gestimmt. Weil mit dem Markt auch Wohnungen und eine neue Quartiersgarage entstehen.

Baubürgermeister Michael Ilk zeigte sich besorgt über Äußerungen von Betroffenen, die von einem „Monsterbau“ sprachen oder das Projekt mit dem Marstall verglichen. „Das ist völlig unangemessen“, findet er. Die Stadt müsse insgesamt abwägen, nehme die Interessen der Anlieger wahr, aber auch derer, die dringend eine Wohnung suchten. „Wer die Vorteile hat, die eine Stadt bietet, muss auch einen Teil der Lasten mittragen“, so Ilk.

Baurechtlich ist man noch ganz am Anfang des Verfahrens. Es gehe darum, ob das Projekt weiterverfolgt werden soll, führte Stadtplaner Martin Kurt in der Sitzung aus. Ziele seien, die Nahversorgung auszubauen und neuen Wohnraum zu schaffen. 38 Wohnungen sollen auf dem Dach des Lebensmittelmarkts entstehen. Wie gebaut werde, werde erst später genauer definiert. Festgelegt werden jetzt maximale Größen, die „unterschritten, aber nicht überschritten werden können“.

Situation für die Nachbarn verbessert

Aus Sicht der Verwaltung ist die Planung vertretbar. Den Anwohnern sei man entgegengekommen. Wie berichtet, ist das Gebäude zur Max-Elsas-Straße und Steubenstraße zurückgesetzt worden, ein Grünstreifen soll den Komplex wohnlicher aussehen lassen. Auch der Zugang zu den Lidl-Wohnungen soll von der Max-Elsas-Straße aus erfolgen. Dies verbessere die Situation auch für die Nachbarschaft.

Der erste Entwurf, so Kurt, war ein „großer Block“, inzwischen wurde das Gebäude zusammen mit Lidl gestaffelt und die Gebäudehöhe zur Nachbarschaft teilweise deutlich verringert. Die Verwaltung hat zur Illustration 3-D-Modelle anfertigen lassen, die die Veränderungen aufzeigen sollten (siehe Fotos).

Die Stadträte, die bereits bei den ersten Beratungen im Gestaltungsbeirat vergangenen Sommer das Neubauprojekt recht kritisch beurteilt hatten, blieben zunächst hartnäckig. Sie stört vor allem, dass die Kundenparkplätze nicht in eine Tiefgarage verlegt werden. Bisher plant Lidl ebenerdig Kundenstellplätze und den Markt im Obergeschoss, eine Tiefgarage ist für die künftigen Mieter, für die Mitarbeiter des Marktes und als Quartiersgarage für externe Mieter wie die Firma Mann + Hummel. Noch weiter in die Tiefe zu gehen, lehnt das Unternehmen ab. „Da kommen wir ins Grundwasser, und das wird nicht nur teuer, auch die Kunden nehmen Tiefgaragen nicht an“, so Peter Mayerhöfer, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft.

Der Ausbau der Nahversorgung für die rund 15 000 Bewohner in der Oststadt und der Bau von Wohnungen seien wichtig, so CDU-Stadtrat Maik-Stefan Braumann. Ihn stört aber, dass keine weitere Tiefgaragenebene eingezogen wird, um den Markt ebenerdig anbieten zu können. Massiver forderten die Grünen den ebenerdigen Markt ein. „Mit einer Tiefgarage wäre dann auch das Gebäude niedriger“, befand Christine Knoß (Grüne). Sie verlangte, die Stadt solle nochmals mit dem Investor verhandeln. Ein ebenerdiger Markt ist auch für die FDP zwingend, wie sie in einer Presseerklärung mitteilt.

Dieter Juranek (SPD) verwies auf den Gestaltungsbeirat, wo starke Bedenken geäußert wurden. Leider habe auch dieser auf Granit gebissen. „Es bleibt trotz einiger Veränderungen ein Unbehagen.“ Der Markt könnte, sollte eine Kundentiefgarage nicht kommen, auch etwas niedriger gebaut werden, weiß der Architekt.

Verständnis für Lidl zeigte dagegen Andreas Rothacker (Freie Wähler), er lobte die Quartiersgarage, nach der die Stadt seit langem und bislang vergeblich Ausschau gehalten hat. Zunächst war auch er wegen der Höhe skeptisch, hält den jetzigen Vorschlag aber für den besten Kompromiss. Sein Fazit klang etwas ernüchtert: „Aus dem absoluten Klotz ist ein Dreiviertel-Klotz geworden.“

Für Elga Burkhardt (Lubu) ist es dagegen ein „überdimensionierter Klotz, der nicht in die Umgebung passt“. Sie lehnt das Projekt ab, zumal auch keine Sozialwohnungen auf dem Markt entstehen würden. „Ein gelungener Bau“, befand Harald Lettrari (parteilos).

Bei einer derartigen Nachverdichtung will die SPD einen „sinnvollen Übergang zur Nachbarbebauung“ gewahrt wissen. Die Grünen wollen „unbedingt Wohnraum schaffen“. Christine Knoß ist überzeugt, dass auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden müssen. „Einwände wird es immer geben.“