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Insolvenz
Transfergesellschaft für DLW steht

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Für die Mitarbeiter von DLW geht es noch einige Monate in einer Beschäftigungsgesellschaft weiter.Foto: Oliver Bürkle
Gewerkschaft kritisiert Geschäftsführung des insolventen Unternehmens heftig – Linoleumwerk in Delmenhorst verkauft

Bietigheim-Bissingen. Auch am Telefon ist Andreas Klose der Zorn noch deutlich anzumerken. „Es ist eine bodenlose Frechheit, dass sich die Herren diesen Erfolg jetzt ans Revers heften“, sagt der Stuttgarter Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Mit Erfolg meint er die Gründung einer Transfergesellschaft für die Belegschaft des insolventen Bietigheimer Bodenbelagherstellers DLW Flooring, der Mitte Januar die Produktion eingestellt hatte.

Die Frechheit ist für Klose eine gestern veröffentlichte Mitteilung der DLW-Geschäftsführung, in der es heißt: „Mit dem erfolgreichen Verkauf ist Geschäftsführer Topp nun in der Lage, den Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen den Wechsel in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) anzubieten.“ Denn zeitgleich verkündete Hans-Norbert Topp, dass das DLW-Linoleum-Werk im niedersächsischen Delmenhorst und einige Auslandsgesellschaften an die französische Gerflor-Gruppe verkauft seien.

Auf der Arbeitnehmerseite verweist man allerdings darauf, dass zunächst von Unternehmensseite keinerlei Interesse und Bereitschaft zur Einrichtung einer Transfergesellschaft bestanden habe. Der Vorschlag von Seiten des Betriebsrates und der IG BCE, mit der Kreissparkasse Ludwigsburg über einen Überbrückungskredit für die Gründung der Transfergesellschaft zu verhandeln, sei von der Geschäftsführung, deren juristischen Berater und auch dem Sachwalter im Insolvenzverfahren als sinnlos abgelehnt worden. Das sind auch „die Herren“, die den Gewerkschafter in Rage gebracht haben. „Das sind dieselben Herren, die Anfang des Jahres 190 Menschen auf die Straße geschickt haben“, schimpft er. Sinnlos war der Versuch, die Kreissparkasse mit ins Boot zu holen, aber offenbar doch nicht. Denn schon am vergangenen Donnerstag hatte Klose beim Jahresempfang seiner Gewerkschaft verkündet, dass man das Ludwigsburger Kreditinstitut dafür gewonnen habe, die Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft vorübergehend mitzufinanzieren. Ohne deren Hilfe wäre es nicht zur jetzigen Lösung gekommen, betont Klose.

Am morgigen Donnerstag sollen die Beschäftigten der DLW Flooring in Bietigheim über die Transfergesellschaft informiert werden. Am 1. März könnten die Ersten in diese Gesellschaft wechseln. Für fünf Monate bekommen sie dann nicht nur 80 Prozent ihres bisherigen Lohns, sondern auch gezielte Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote. „Manchmal genügt ein Computerkurs oder ein Staplerschein, um die Kollegen wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen“, sagt Klose.

42 Mitarbeiter übernommen

Die Transfergesellschaft steht nicht nur den 190 DLW-Beschäftigten offen, die jetzt schon freigestellt sind, sondern auch denen, die derzeit noch die Produktion im Bietigheimer Werk abwickeln. Sie sollen nach und nach in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln, erklärt der Gewerkschafter.

Und für 42 Mitarbeiter geht es bei der neuen DLW-Mutter Gerflor weiter. Sie seien übernommen worden, teilte DLW mit. Laut Klose handelt es sich dabei um Stellen in der Verwaltung und im Vertrieb.