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Innenstadt
Staatsarchiv: Stadt lässt nicht locker

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Der Seitentrakt des Staatsarchivs am Arsenalplatz, rechts hinten sieht man das Magazin im Zeughaus. Foto: Holm Wolschendorf
Ludwigsburgs OB will mit einer anderen Nutzung der attraktiven Gebäude die Anziehungskraft der Innenstadt stärken

Ludwigsburg. Die zuständige Landesbaubehörde hat schon abgewunken, die Stadt will aber weiter dranbleiben. Es geht um die Verlagerung des Staatsarchivs Baden-Württemberg, die aus Sicht des Landes kein Thema ist. Ludwigsburgs Stadtplaner sehen in der Arsenalkaserne und dem Zeughaus jedoch ein Hindernis für die Belebung des Arsenalplatzes und Schillerplatzes.

„Wir werden in dieser Frage weiter mit dem Land verhandeln“, hat OB Werner Spec bei der Stadtgründungsfeier verkündet. Ihm geht es darum, die Innenstadt weiter zu stärken, auch mit Blick auf den zunehmenden Online-Handel, erklärte er gestern gegenüber unserer Zeitung. Dazu bedarf es eines attraktiven städtebaulichen Umfelds, die Staatsarchiv-Gebäude gehörten mit zu den schönsten in der Stadt. „Wir brauchen eine lebendige Campus-Situation, mit Gastronomie, mit Nutzungen für Kreative, Studenten und Start- up-Unternehmen“, beschreibt er Möglichkeiten, um die Anziehungskraft zu stärken und für ein besonderes Stadterlebnis zu sorgen.

Jetzt liegen Gutachten zu alternativen Standorten vor, die die Stadt bei dem Büro Ernst & Young Real Estate in Auftrag gegeben hat. Der Gemeinderat soll nächste Woche, so der Wunsch, der Verwaltung freie Hand geben, die weiteren Möglichkeiten auszuloten.

Angepeilt wird jetzt über die Behörde hinaus der Kontakt zur politischen Ebene, zum Finanzministerium und zum Wissenschaftsministerium. „Es war klar, dass wir intensive Gespräche auf politischer Ebene suchen müssen“, so Spec. Einen ersten Austausch habe es mit den Staatssekretärinnen beider Ministerien gegeben. Die Landesbehörde Vermögen und Bau habe bisher eine reservierte Haltung gezeigt, er hoffe, dass diese sich offener in den Prozess einbringen werde.

Eine kleine Lösung, bei der das Staatsarchiv etwa das Erdgeschoss freimache, sei nicht in Sicht. Die Stadt wäre für diesen Kompromiss offen gewesen, so Spec, er sei aber nicht möglich.

Ziel sei nun, gemeinsam einen Weg zu finden. Weitere Investitionen am jetzigen Standort würden diesen nur zementieren. Spec: „Es wird aber nur dann eine Lösung geben, wenn es auch für das Land eine Win-win-Situation gibt.“ Dass das möglich ist, davon ist er überzeugt. Der jetzige Standort biete nicht die entsprechenden Spielräume für das Staatsarchiv. Aktuell plant das Land für sein Magazin einen Erweiterungsbau unter dem Zeughausplatz. Denn täglich nehmen die Archivbestände zu. Eine angedachte Erweiterung oberirdisch, so der OB, wäre nicht mehr denkbar.

Das Büro Ernst & Young hat zwei Standorte näher untersucht, ebenso zwei mögliche Nutzungen skizziert. Die Verwaltung verweist auf die Untersuchungen, die aufzeigten, dass eine „wirtschaftlich tragfähige Verlegung des Staatsarchivs“ möglich sei. Die Gutachten und die Gründe für diesen Schluss werden nicht offengelegt.

Spec hält jedoch die erwarteten Kosten für überschaubar. „Unserer Kenntnis nach liegen sie deutlich unter dem bisher gehandelten Betrag“, so Spec. Dieser sei zu hoch gegriffen. Die Landesbaubehörde hatte fast 60 Millionen Euro genannt, die ein Ersatzbau für das Staatsarchiv kosten würde.

Die Stadt will die Gebäude nicht selbst erwerben. Aus ihrer Sicht gebe es Investoren, die Interesse hätten. „Wir haben den Markt sondiert“, sagt der Oberbürgermeister. Das Land könnte durch Verkauf und bisher geplante Investitionsmittel – für den unterirdischen Bau werden sechs Millionen Euro angegeben – einen entsprechenden Gegenwert erzielen.

Gescheut hat sich die Stadt auch nicht, Entwürfe anzufertigen, die aufzeigen sollen, dass das benötigte Raumprogramm für das Staatsarchiv etwa am Keplerdreieck realisiert werden kann. Selbst eine Gefährdungsanalyse hat die Stadt erstellen lassen: Denn das Amt Vermögen und Bau hatte Sicherheitsbedenken vorgebracht. An der Bahnlinie wären die wertvollen Bestände zur Landesgeschichte Risiken ausgesetzt. Die Analyse, heißt es, gehe von einer geringen Gefährdung aus.

Das Keplerdreieck liegt seit Jahren brach, die Stadt sucht dafür eine sinnvolle Nutzung. Zuletzt hatte man es dem Unternehmen Wüstenrot angeboten, das jedoch auf Kornwestheimer Markung baut. „Das Staatsarchiv könnte ein zentraler und prominenter Baustein im Transformationsprozess Weststadt sein und damit große Außenwirkung erzielen“, heißt es.

Ob eine Verlagerung des Staatsarchivs in Betracht kommt, beeinflusst auch die künftige Gestaltung von Arsenalplatz und Schillerplatz. Demnächst startet dafür der städtebauliche Wettbewerb im Rahmen des Projekts ZIEL (Zentrale Innenstadtentwicklung).