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Mit viel Selbstbewusstsein zum kleinen Kinostar

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Beim Werben für den Film „Fack ju Göhte“. Foto: Oliver Bürkle
Tamara Röske wirbt für den Film „Fack ju Göhte“ – Das Down Syndrom macht am Set keine Probleme – „Ich mag es schön zu sein“

Korntal-Münchingen. „Weißt du eigentlich, dass ein Filmstar bei dir arbeitet“, machte Neffe Nico seinen Onkel Wolfgang Kraus aufmerksam. Er meinte Tamara Röske, die eine Nebenrolle im dritten Teil von „Fack Ju Göhte“ bekam. Vor 21 Jahren wurde sie mit dem Down Syndrom geboren. Vor gut eineinhalb Jahren machte Röske bei der Münchinger Firma Fashy ein Praktikum. „Trotz ihrer Behinderung hat das ganz hervorragend geklappt“, sagt Geschäftsführer Kraus.

Deshalb wurde der jungen, selbstbewussten und lustigen Frau das Angebot zur Festanstellung gemacht. Obwohl sie von Cannstatt alleine und mit zweimaligem Umsteigen gut eine Stunde zur Arbeit braucht, sei sie bislang so gut wie noch nie zu spät zur Arbeit gekommen. Außerordentlich pünktlich sei sie und erledige zuverlässig ihre Jobs in der Versandabteilung für Wärmflaschen, Bademoden, Badeschuhe und Babyprodukten. Vor allem aber sei sie mit ihrer unkomplizierten Art eine Bereicherung fürs Betriebsklima.

„Ihre gute Laune ist einfach ansteckend“, stellt ihr der Chef ein exzellentes Zwischenzeugnis aus. Außerdem würden die Kollegen jetzt neben der Arbeit auch auf andere Weise Verantwortung übernehmen. So sei Röske ein Gewinn fürs Team. Sechs Stunden arbeitet sie täglich.

Über ihr „Doppelleben“ als Model und Schauspielerin wusste Kraus lange Zeit nichts. Dabei modelt Röske schon seit zehn Jahren. Auf einigen Beratungsbüchern zum Thema Down Syndrom ist sie mit ihrem Papa zu sehen. Die Fotografin Conny Wenk, selbst Mutter einer Tochter mit Down Syndrom, rückte auch Tamara ins rechte Licht. Sie trug bereits die Kleidung von Hugo Boss, vom Beckham-Label und Schmuck von Swarowski für ein Hochglanzmagazin. Sie macht Werbung für Haarstudios und Goldschmiede. Gefragt ist ihre natürliche Ausstrahlung.

„Ich mag es schön zu sein“ sagt die junge Frau. Dass sie dafür stundenlang die stillsitzen muss, wenn ihr die Haare gemacht werden, bis das Make Up sitzt, macht ihr nichts aus. Sich umzuziehen ist sozusagen ihr Hobby.

In der jüngsten Folge vom Krimi „Die Toten vom Bodensee“, der gerade eben im Fernsehen lief, spielte Röske eine zentrale Rolle: die Leiche. Bevor sie gestorben war habe sie küssen müssen, kichert sie wie ein Backfisch. Sonst ist sie gar nicht schüchtern und hat auch keinerlei Berührungsängste. Auch nicht mit Superstar Elyas M’Barek, dem Hauptdarsteller in „Fack ju Göhte“, der bislang alle Besucherrekorde deutschsprachiger Filme bricht. Erst wenige Wochen im Kino, lockte er bislang mehr als fünf Millionen Besucher. Kraus hat dazu am Sonntag eine Exklusivveranstaltung im Ludwigsburger Central für die Belegschaft gebucht und auch 40 Kinder der Haldenwang-Schule eingeladen.

Die spielt in dem Film, was sie ist: Eine Frau mit Down Syndrom. Ganze sechs Minuten ist die Szene lang, in der sie zwei Sätze sagt und für die sie drei Tage lang konzentriert am Set in München dabei sein musste. Mit ihr wird das Thema Mobbing thematisiert. Im Wettkampf bleibt sie, obwohl sie die Nase vorn hat, kurz vor der Ziellinie stehen, um auf die Freundin zu warten.

Jetzt hat Tamara Röske noch zwei Termine: ein Modeshooting in Berlin und dann soll sie für das Kochbuch für einen österreichischen Sternekoch vor die Kamera. Dann ist erstmal Pause angesagt. Die würde sie allerdings sofort unterbrechen, sollte Heidi Klum ihr Unterricht auf dem Laufsteg anbieten. „Das wäre mein Traum.“