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Tarifkonflikt
Metaller streiken zuerst bei Porsche

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Die IG Metall erwartet, dass rund 1000 Porsche-Mitarbeiter am Warnstreik teilnehmen. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Gleich nach dem Ende der Friedenspflicht ruft die Gewerkschaft zu Arbeitsniederlegungen auf

Stuttgart. Der Tarifkonflikt für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie nimmt Fahrt auf. Gestützt auf ein Rechtsgutachten halten die Arbeitgeber wesentliche Teile der IG-Metall-Forderung für nicht rechtmäßig. Die Gewerkschaft lässt sich davon aber nicht beeindrucken und startet kurz nach Ablauf der Friedenspflicht erste Warnstreiks. Weitaus größere Aktionen mit Tausenden Teilnehmern sind für die kommende Woche geplant.

Kundgebung in Zuffenhausen

Zu einer Kundgebung bei der Volkswagen-Tochter Porsche in Zuffenhausen werden heute Vormittag mehr als 1000 Teilnehmer erwartet, wie eine Sprecherin der örtlichen Verwaltungsstelle Stuttgart gestern mitteilte. Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück wolle über den Stand der Tarifgespräche informieren. Außerdem solle der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden. Hück sagte: „Die jetzige Haltung des Arbeitgeberverbandes provoziert die Belegschaft. Heulen gilt nicht, denn die wirtschaftliche Lage ist intergalaktisch.“ Die Metall- und Elektroindustrie habe noch nie so viel Gewinn gemacht, betonte Hück. „Deshalb gibt es nur eine passende Antwort: Warnstreiks.“

Schon gestern hatte es erste Warnstreiks in Hannover und Salzgitter gegeben. Rund 100 Teilnehmer zogen bei den beiden Kabelherstellern RFS und Nexans in der niedersächsischen Landeshauptstadt am Vormittag vor das Werkstor. In Salzgitter legten bei Bosch rund 250 Beschäftigte die Arbeit nieder. Die Friedenspflicht in der deutschen Schlüsselindustrie ist mit dem 31. Dezember abgelaufen. Ab 8. Januar plant die IG Metall in allen Regionen befristete Arbeitsniederlegungen. Bisher wurden zwei Verhandlungsrunden in allen Regionen absolviert. Die nächsten Tarifgespräche für den möglichen Pilotbezirk Baden-Württemberg sind für den 11. Januar in Böblingen angesetzt.

In der zweiten Runde der regional geführten Verhandlungen hatten die Arbeitgeber ein Lohnplus von zwei Prozent im April angeboten, zudem eine Einmalzahlung von 200 Euro für die Monate Januar bis März. Die IG Metall fordert bundesweit sechs Prozent mehr Geld und das Recht auf eine vorübergehende Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden. Dabei sollen bestimmte Gruppen – etwa Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und Angehörige von Pflegebedürftigen – einen Teillohnausgleich erhalten.

Die vorgeschlagenen Regelungen zur Teilzeitarbeit mit Lohnausgleich werden in einem vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall bestellten Gutachten als rechtswidrig eingestuft. Ein Streik, der die Durchsetzung auch nur einer illegalen Tarifforderung zum Ziel hat, sei „insgesamt unzulässig“, heißt es in dem Gutachten, das der Arbeitsrechtler Clemens Höpfner aus Münster erstellt hat. Die Ausgleichszahlungen benachteiligten all jene Beschäftigten, die schon in Teilzeit arbeiten und dafür nichts bekommen.