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Jobbörse
Mehr Plätze als Bewerber

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Eines von vielen Gesprächen bei der Ausbildungsplatzbörse im Kulturzentrum. Foto: Holm Wolschendorf
Dritte Auflage der Veranstaltung „S’pressiert“ – 30 Unternehmen werben um junge Mitarbeiter

Ludwigsburg. Die Auswahl an Ausbildungsstellen, die noch in diesem Jahr besetzt werden können, ist riesig. Mehr als 800 Plätze sind noch frei. Viele junge Menschen strömten ins Kulturzentrum, die Stellwände mit den Listen freier Ausbildungsplätze waren dicht umringt. Das Angebot reichte von Altenpfleger und Baustoffprüfer über Gärtner und Tourismuskaufmann bis zu Winzer und Zimmerer. „Mittlerweile hat nicht nur das Handwerk mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen“, sagte Sebastian Schick von der Agentur für Arbeit. Längst hätten auch der kaufmännische Bereich und die IT-Branche Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Gezielt seien deshalb mögliche Bewerber von der Arbeitsagentur und dem Jobcenter eingeladen. Mitarbeiter der Arbeitsagentur, Jobbörse und IHK standen als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Berufsberater der Arbeitsagentur nahmen auf Wunsch Bewerbungsmappen unter die Lupe. Erstmals gab es eine Warteliste mit Firmen, die sich gerne auf der Messe präsentiert hätten.

Zu den Besuchern gehörten auch viele Flüchtlinge: Die Bildungsregion Ludwigsburg bot deshalb einen Dolmetscherdienst an. Ohne Deutschkenntnisse ist es allerdings schwierig, beruflich Fuß zu fassen. „Über ein Sprachniveau von B1 sollten die Bewerber schon verfügen. Allein schon, damit sie den Lernstoff in der Berufsschule bewältigen können“, schilderte Christian Ottenbacher, Inhaber des Adler in Asperg, seine Erfahrungen. „Ich finde es wichtig, den Interessierten heute Wege aufzuzeigen und Orientierung zu geben“, sagte er. So habe er einem jungen Flüchtling aus Sierra Leone erklärt, welche Berufe es im Hotelbereich und der Gastronomie gebe.

Markus Müller ist Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei in Ludwigsburg und sucht eine oder einen Rechtsanwaltfachangestellte(n). „Es ist relativ schwer für eine Einzelkanzlei, qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, sagte er. Dabei ist diese Tätigkeit seiner Meinung nach durchaus reizvoll: Man habe mit verschiedenen Leuten, vom Millionär bis zum Hartz-4-Empfänger, zu tun und könne anderen Menschen helfen, so Müller. Wer bei ihm arbeiten will, sollte über gute Deutsch- und Mathematikkenntnisse verfügen.

Auf der Suche nach kommunikativen und modebewussten Mitarbeitern hatte sich auch der Schuhhändler Deichmann einen Platz auf der Ausbildungsplatzbörse gesichert. Ausgebildet werden Verkäufer sowie Handelsfachwirte. Autos werden als Anreiz eingesetzt: Die Mitglieder der Dachdeckerinnung warben damit, dass sie ihren Auszubildenden, die gute Leistungen zeigen, einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung stellen.

„Es fehlt nicht an jungen Leuten, sondern an der Bereitschaft, eine duale Ausbildung zu machen“, lautet die Meinung von Boris Schwarz, Geschäftsführer vom IT-Systemhaus Schwarz & Rohloff in Affalterbach. Sein Unternehmen sucht junge Menschen, die eine Ausbildung zum Fachinformatiker machen wollen.

„Wir wollen keinen Jugendlichen ohne Perspektive in die Sommerferien entlassen“, beschrieb Martin Scheel, Leiter der Ludwigsburger Arbeitsagentur, ein wichtiges Ziel der Ausbildungsplatzbörse. Für ihn ist es wichtig, dass junge Leute mit Unternehmen ins Gespräch kommen und bei einem Praktikum in Berufe hineinschnuppern. Die jungen Leute waren zum Teil mit recht konkreten Vorstellungen zu der Messe gekommen: Zwei junge Männer aus Sachsenheim interessierten sich für eine Ausbildung als Lagerlogistiker und Zerspanungsmechaniker. Fahrkartenkontrolleur bei der Deutschen Bahn möchte dagegen ein 28-jähriger aus dem Irak werden.