1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Stadtplanung
Gewerbegebiet West als Vorzeigemodell

350_0900_17066_COST_KUW1174_2_.jpg
Elektromobilität, digitales Parken, Fernwärme, effiziente Kraftwerke – in all diesen Bereichen soll das Gewerbegebiet Weststadt einen großen Schritt weiter vorankommen und zum Motor auch für die Stadtentwicklung werden. Fotos: Kuhnle/Wolschendorf/dpa
350_0900_17067_COSTCOSTfernwaerme.jpg
350_0900_17068_COSTCOST47807568.jpg
Zusammen mit den Unternehmen will Ludwigsburgs OB die Weststadt bis zur Internationalen Bauausstellung in zehn Jahren auf Vordermann bringen

Ludwigsburg. Mal ist vom Gewerbegebiet der Zukunft die Rede, wenn es um die dortigen Betriebe geht. Mal von der vom Autoverkehr geplagten Weststadt, deren Bewohner sich teils auch politisch etwas von der Entwicklung abgehängt fühlen. Die Stadt hat sich jetzt ein Ziel gesetzt: Bis 2027 zur Internationalen Bauausstellung soll die Weststadt auf Vordermann gebracht werden, soll ein Gewerbegebiet der Zukunft entstehen. CO-neutral soll es sein, so der Zielwert. OB Werner Spec spricht von einem Vorzeigemodell. „Wir arbeiten da mit Hochdruck dran“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die Unternehmen, die mit Technologiezentren und hochwertiger Architektur in Vorleistung gingen, aber auch Unternehmer, die weitere Firmen wie Porsche Digital ins Werkzentrum West geholt haben. Eine „atemberaubende Dynamik“ sei entstanden, stellt der OB fest, der daran anknüpfen will. „Das Umfeld muss stimmen, es soll ein großer Campus entstehen, der einen gewissen Spirit vermittelt“, formuliert er seine Vorstellungen.

Da ist die Stadt als Akteur gefragt. Städteplaner und Künstler werden beauftragt, um zu zeigen, wie das Gebiet aufgewertet werden kann. Aus dem Szenografie-Umfeld, das sich rund um ihre Tagungen in Ludwigsburg entwickelt hat – die Akteure bemühen sich um die künstlerische Gestaltung von Räumen – soll eingebunden werden, so Spec. Ziel sei, mit der Aufwertung die Fußwege attraktiver zu gestalten. Im Moment geht niemand gern zu Fuß durch das Gewerbegebiet. Ein Förderbescheid, um für mehr Grün zu sorgen, liegt bereits vor. Höfe und Fassaden sollen mit Hilfe des Bundes begrünt werden. Früher war von einem „grünen Boulevard“ die Rede. Des Weiteren soll der dunkle und unattraktive Schillerdurchlass gestalterisch aufgewertet werden.

Eine bessere Verkehrsanbindung ist ein weiteres Ziel. Die Idee, mit einer Seilbahn die Weststadt zu erfreuen, ist inzwischen begraben. Eine BRT-Trasse mit Schnellbussen (Bus Rapid Transit) soll nun das Gebiet über die Grönerstraße besser erschließen. Einen kleinen Anfang hat die Stadt, auch auf Druck des Gemeinderats, mit der Verstärkung des Linienverkehrs gemacht.

Ein wichtiges Element, so Spec, sei darüber hinaus das Parkraummanagement. Zwar hat man Abstand davon genommen, ein neues Parkhaus zu bauen – stattdessen sollen die vorhandenen Stellplätze vernetzt werden. Spec nennt die Parkhäuser Mann & Hummel, Kaufland und die städtische Arena-Tiefgarage.

Ein weiterer Baustein ist der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Auch ein Car- und Bike-Sharing-Angebot soll zusammen mit den Unternehmen entwickelt werden.

Als größte Aufgabe wartet der Umbau des Busbahnhofs, der barrierefrei werden soll. Spec ist zudem guter Dinge, was das neue Fahrradparkhaus betrifft. Der Förderbescheid liege vor, in den Verhandlungen mit dem Eigentümer des Bahnhofsgebäudes sei man vorangekommen. Nach ersten Versuchen werden nun Pedelec-Stationen im Netz des Stuttgarter Verleihsystems angeboten.

Bebauung Kepler-Dreieck durch Abstellgleis eingeschränkt

Nach wie vor wünscht sich Spec am Standort auf dem bahnhofsnahen Kepler-Dreieck ein innovatives Hochhaus. In den städtebaulichen Wettbewerben zum Bahnhofsareal sind für das Gelände aber auch alternative Bebauungen vorgeschlagen worden. Verändert haben sich die Hochhauspläne auf dem Kepler-Dreieck aber auf alle Fälle. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass für die von Ludwigsburg vorgeschlagene Reaktivierung der Bahn nach Markgröningen ein früheres Gleis, das sich dort befindet, als Abstellgleis reaktiviert werden muss. Das schmälert die Fläche, die ursprünglich zur Bebauung vorgesehen war.

Bei all den Überlegungen zum Gewerbegebiet der Weststadt erhalten die Stadtwerke als städtisches Unternehmen eine neue Rolle. Sie sollen den Veränderungsprozess unterstützen – und sich gleichwohl neue Geschäftsfelder erschließen. Zumal auch die Unternehmen Interesse am Fernwärmenetz und an einer Breitbandversorgung haben.

Spec als deren Aufsichtsratsvorsitzender spricht von einem „innovativen Kurs“, der jetzt angesteuert werde – mit dem Ausbau des Glasfasernetzes, in das bis 2024 rund 60 Millionen Euro gesteckt werden soll. Von der Digitalisierungsstrategie profitieren die Unternehmen, aber auch intelligente Smart Home-Lösungen werden besser möglich. Die Stadtwerke haben auch die Telekommunikation im Blick. Ein neuer Geschäftszweig, so Spec. Momentan rechnen sich die Investitionen nicht, längerfristig schon, ist Spec überzeugt. „Da kann man nicht den schnellen Euro verdienen.“

Der weitere Ausbau der Fernwärme soll forciert werden, für die derzeit die halbe Stadt aufgegraben wird. Acht Millionen Euro werden dieses Jahr dafür ausgegeben. Die Stadtwerke werden auch weiter in die lokale Energieversorgung investieren. Wie berichtet, ist am Römerhügel eine große Solarthermieanlage geplant, die auch ans Holzheizkraftwerk in der Weststadt angebunden wird. 13 Millionen Euro wird diese kosten, nächstes Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Derzeit werden die Details ausgearbeitet. Auf der Agenda steht auch ein neues Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung.