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Wettbewerb
Fast 60 Fahrer gehen an den Start

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Strohballen am Fahrbahnrand schützen die tollkühnen Fahrer. Die Strecke von der Mehrzweckhalle die Kühäckerstraße hinab ist ganz schön steil.Fotos: Holm Wolschendorf
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Das dritte Seifenkistenrennen von Oßweil erfährt einen riesigen Zulauf – Fantasievolle Gefährte beeindrucken die Zuschauer

Die Kühäckerstraße wird zur Rennpiste. Dort steht die hölzerne Rampe mit der Startklappe von der aus sich die Waghalsigen in teils aberwitzigen Konstruktionen hinterstürzen. 300 Meter ist die Strecke lang. Auf zwei Dritteln davon sind es neun Höhenmeter. Das beschleunigt die selbst gebauten Gefährte auf um die 40 km/h. Im Schnitt packen das die meisten in rund 25 Sekunden. Der Schnellste war drei Sekunden flotter unterwegs.

Etwa auf halber Strecke ist eine leichte, langgezogene Linkskurve zu bewältigen. „Wir haben auf Schikanen verzichtet, weil das Gefälle ohnehin stark genug ist“, erklärt Philipp Rösner, vom Vorstand des Bürgervereins, der das Rennen am Sonntag veranstaltet hat. Sicherheit geht vor Nervenkitzel. Und sollte doch jemand vom Weg abkommen, bremsen Strohballen vor der unliebsamen Bekanntschaft mit dem Bordstein.

Vor dem Start die technische Kontrolle. Funktionieren Bremsen und Lenkung? Wird das Leergewicht von maximal rund 50 Kilo eingehalten? Wurden auch keine Speichenräder verwendet? Ansonsten darf alles gefahren werden, solange es eben nur vier Räder hat. Vom Bobby-Car über den Kinder-Traktor bis hin zur Profi-Kiste ist alles auf Achse.

Aus Sperrholz und Fahrgestell aus Metall sind die meisten Kisten in der Heimwerkstatt zusammen gebastelt worden. Dazu ein Pfund Lack. Der Optik wegen. Nur die Profis, die gestern erstmals eine Wertung der württembergischen Meisterschaften in Oßweil fuhren setzen auf Glasfaser oder Karbon. Sie quetschen sich in ihre engen Zigarren, liegend wie die Rennrodler rauschen sie den Buckel runter. Selbst die Nasenspitze ragt kaum über die Karosseriekante hinaus. Der behelmte Kopf hat eigens eine Schale im Rumpf.

Deutlich entspannter sind die Karossen der Holzklasse. Aufrecht wie Rennfahrer Biberle sitzen die Amateure in ihren liebevoll gestalteten Autos. Ein paar von ihnen lenken die Achse direkt mit den Füßen, die meisten aber haben Seilzüge zum Lenkrad. Während viele ein Hinterrad mit einer Handbremse am Reifen zum Stehen bringen, haben andere die Winterstiefelbremse nach dem Prinzip Stempel, der direkt auf dem Asphalt ansetzt. Nur die Profis gönnen sich Scheibenbremsen.

Englisches Renngrün ist zu sehen und Ferrarirot, nachtschwarze Autos wie Kitt bei Knight Rider. Eine Seifenkiste ist einem Mercedes-Oldtimer nachempfunden. Klassisch sind Kühlergrill und Stern. Am Heck ist Opas Koffer festgeschnallt. Ein anderer erinnert schwer an Herbie, dem legendären VW-Käfer. Heißer Ofen II nennt er sich.

Das Team „Rennschnecke“ war mit seiner Familienkutsche erfolgreich. Die Zwillinge Sophie und Marie sowie deren Geschwister Felix und Julia belegten Plätze immer unter den Top fünf. Von Anfang an, seit dem 1200. Geburtstag von Oßweil in 2015, sind sie mit von der Partie. Beim nächsten Mal wollen sie wieder an den Start gehen, auch wenn die Fahrt ziemlich holprig ist. Aber der Sitz ist ja mit einem alten Kissen gepolstert und Schwimmnudeln dämpfen Schläge auf die Ellbogen.

Philipp Rösner, Marcus Kohler und Peter Schenk haben das Oßweiler Seifenkistenrennen über das Stadtteiljubiläum vor drei Jahren hinaus gerettet. Zehn Helfer gehen ihnen zur Hand. Moderiert wurde das Rennen von Peter Stanjeck und Jürgen Klotz vom SWR. Der Zitherclub aus Oßweil bewirtete. Die Hocketse am Rand des Rennens war gestern bestens besucht.