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Insolvenz
DLW-Pleite trifft vor allem Ältere

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Auf dem Werksgelände von DLW herrscht weitgehend Leere, seit die Produktion eingestellt wurde.Fotos: Jürgen Schmidt
Durchschnittsalter in der stillgelegten Produktion liegt bei fast 50 Jahren – Betriebsrat beklagt Investitionsstau über Jahrzehnte

Ludwigsburg. Bietigheim-Bissingen. Die Pleite des Bodenbelagherstellers DLW trifft die Belegschaft hart. Denn vor allem die zuletzt 220 Mitarbeiter in der Produktion am Stammsitz Bietigheim seien im Durchschnitt fast 50 Jahre alt und oft schon seit Jahrzehnten im Werk, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Frank Jungermann gestern vor der Presse. Diese Mitarbeiter, viele davon angelernte Kräfte, hätten es deshalb trotz der guten Situation auf dem regionalen Arbeitsmarkt nicht leicht, einen neuen Job zu finden.

Um so erleichterter ist man beim Betriebsrat und der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), dass es doch noch gelungen ist, eine Transfergesellschaft für die insgesamt 289 Mitarbeiter, die ihre Job verlieren, ins Leben zu rufen. Diese soll – wie berichtet – am 1. März starten. Die gekündigten DLW-Mitarbeiter werden in der Transfergesellschaft für fünf Monate beschäftigt, bekommen 80 Prozent ihres bisherigen Lohns und Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote. Wer derzeit noch bei DLW in der Abwicklung des Unternehmens arbeitet, könne später in die Transfergesellschaft wechseln, erklärte der Stuttgarter Bezirksleiter der IG BCE, Andreas Klose. Da die Zeit in der Transfergesellschaft nicht auf das Arbeitslosengeld angerechnet wird, verlängert sich für die, die anschließend noch keinen neuen Job gefunden haben, die soziale Absicherung durch das Arbeitslosengeld I. Denn die Bezugsfrist beginnt erst nach dem Ausscheiden aus der Transfergesellschaft.

Klose stellte in Aussicht, dass bei schwierigen Fällen, die Zeit in der Transfergesellschaft auch verlängert werden könnte, falls das zur Verfügung stehende Geld noch nicht aufgebraucht sei. „Wir werden keinen Cent zurückzahlen“, betonte der Gewerkschafter. Insgesamt fließen nach seinen Angaben rund sechs Millionen Euro in die Transfergesellschaft, die je zur Hälfte von der Arbeitsagentur und aus dem Verkaufserlös für die Linoleumsparte in Delmenhorst finanziert werden. Dass diese Minimallösung für eine soziale Abfederung überhaupt zustande gekommen sei, habe die Kreissparkasse Ludwigsburg mit einem Überbrückungskredit ermöglich, lobte Klose. Das Kreditinstitut ist Hausbank und eine große Gläubigerin der insolventen DLW.

Für die Arbeitsnehmervertreter des Bietigheimer Traditionsunternehmens ist die zweite Pleite innerhalb von zweieinhalb Jahren ein Déjà-vu. Wie 2015 die einstige Konzernmutter Armstrong habe auch der Finanzinvestor Fields von einem Tag auf den anderen den Geldhahn zugedreht, sagte Jungermann. Fields hatte DLW aus der ersten Insolvenz heraus übernommen.

Die Probleme – vor allem fehlende Investitionen – sind allerdings schon wesentlich älter. Sie bestünden seit er im Unternehmen sei, sagte der Betriebsratschef. Und das ist seit 1980. „Hier wurde bis zuletzt mit den Maschinen produziert, auf denen ich schon gelernt habe“, so Jungermann. Auf Arbeitnehmerseite macht man zudem „eklatante Managementfehler“ für die Pleite verantwortlich. So habe Armstrong mehrere wichtige Produktbereiche bei DLW ausgegliedert und das Unternehmen damit geschwächt. Man habe seit Jahren von Betriebsratsseite auf mögliche Effizienzsteigerungspotenziale aber auch auf mögliche Verbesserungen im Vertrieb und Marketing hingewiesen, sagte Jungermann. Dies habe aber keinerlei Wirkung gezeigt.