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Biogasanlagen bunkern Energie

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Hochbetrieb an den Biogasanlagen. Bis zu 200 Ladungen Silage kommen täglich in Sachsenheim an.Fotos: Alfred Drossel
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Ernte 2018: Die Maisfelder bieten einen tristen Anblick.
Die Trockenheit der letzten Wochen hat auch beim Mais zu Energie- und Mengenverlusten geführt. Vorsichtshalber wird deshalb jetzt geerntet – in den Biogasanlagen trifft Lieferung auf Lieferung ein.

sachsenheim. Die Maisfrucht steht so schlecht da wie selten: Vertrocknet und zerzaust, kleine Kolben und weniger Blattwerk. „Bevor die Qualität noch schlechter wird, muss geerntet werden“, sagt Michael Grotz, Geschäftsführer der Biogasanlage Sachsenheim. Hochbetrieb herrscht jetzt etwa drei Wochen lang. Der Jahresenergievorrat wird eingefahren.

Rund 100 Landwirte zwischen Bönnigheim und Tamm sind jetzt auf ihren Maisfeldern aktiv, um den Mais zu schneiden, in einem Arbeitsgang zu häckseln und die Silage auf die bulligen Anhänger zu blasen. Zwischen 12 und 15 Tonnen fasst so ein Anhänger. Pro Tag treffen um die 200 Ladungen an der Biogasanlage Großsachsenheim ein.

Sieben Landwirte der Region haben sich vor Jahren zusammengeschlossen, um die Energie Oberriexingen GmbH & Co KG zu gründen. Das Unternehmen betreibt zwei Anlagen, die größere bei Oberriexingen mit einer Leistung von 1,5 MW und die kleinere, mit 500 KW bei Großsachsenheim. Der Kleinsachsenheimer Landwirt Martin Schmid betreibt in Kleinsachsenheim eine eigene Anlage.

Bevor das Häckselgut vom Anhänger abgekippt wird, wird die Ladung gewogen. Dann kommen die bis zu 380 PS-starken Traktoren zum Einsatz, die die Silage auf einer Fläche von 20 mal 50 Meter zu einem Hügel aufschieben und gleichzeitig verdichten. Ein imposantes Bild bietet sich, wenn die schweren Maschinen unablässig das Material bewegen.

Es gibt mehrere solcher Gärplätze. Sie stellen die erste Stufe der Anlage dar. Die Maissilage wird dort durch spezielle Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff in vier Phasen abgebaut. Dabei produzieren die Bakterien zu rund zwei Drittel Methan, daneben Kohlendioxid, Sauerstoff, Stickstoff und eine geringe Menge weitere Gase. Je höher der Methananteil, desto energiereicher das Biogas. Nach etwa 30 Tagen ist das Substrat vergoren, Methan bildet sich nur noch in sehr geringem Maße.

Das Biogas wird aus dem Fermenter abgesaugt und über einen Speicher zu einem Blockheizkraftwerk geleitet; die dort wirkende Kraft-Wärme-Kopplung sorgt dabei für eine Strom- und Wärmeerzeugung. Die elektrische Energie wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist, die Wärme wird von der Großsachsenheimer Anlage in die Bietigheimer Kreuzäcker geleitet. Mit beteiligt an der Energie Oberriexingen sind auch die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen.

Trotz der schlechteren Maisernte sei der Vorrat für ein Jahr gesichert, ist sich Michael Grotz jetzt schon sicher. Die Silage könne zwei Jahre lang gelagert werden und verliere dabei nichts an ihrer Qualität. Landwirt Michael Grotz sieht die Biogasanlage als wichtige Alternative für bäuerliche Betriebe. Die Gefahr einer Mais-Monokultur sieht er im Landkreis nicht. In seinem Betrieb macht der Anbau von Energiemais nur rund 20 Prozent aus.

Mit einem Anteil von 24 Prozent am Ackerland hat der Maisanbau einen Höchstwert von 200 000 Hektar im Land erreicht, teilt das Statistische Landesamt mit und konkurriert damit schon beinahe um den Spitzenplatz, den traditionell die stärkste Kulturpflanze Weizen (232 000 Hektar) innehat.

Innerhalb weniger Jahrzehnte habe damit diese ursprünglich aus Zentralamerika stammende Kulturpflanze einen regelrechten Siegeszug angetreten. Im Jahr 1960 beschränkte sich der Anbau in Baden-Württemberg noch auf 14 500 Hektar. Ohne den Betrieb von Biogasanlagen würde der Mais hierzulande nur in geringem Umfang als Futtermittel angebaut.

Während der Erntezeit geht der Betrieb an der Biogasanlage bis 21 Uhr, sagt Michael Grotz. Die Fahrer der riesigen Maisfahrzeuge seien angehalten, innerhalb der Ortschaften langsamer zu fahren. In der Vergangenheit sind diese Fahrzeuge oft negativ aufgefallen und haben Kritik ausgelöst.