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Katholische Kirche
Kirchengemeinde mit großen Plänen

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Sowohl von der Comburgstraße (Foto links) als auch von der Schorndorfer Straße (rechts) schottet sich das Gemeindezentrum bislang völlig ab.
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Blick auf St. Paulus: Links der Eingang zur Kirche. Rechts der Kindergarten und die Pfarrwohnung, deren Abriss zur Diskussion steht. Fotos: Karin Rebstock
Das Gemeindezentrum St. Paulus im Schlösslesfeld geht neue Wege. Die katholische Kirche überlegt gemeinsam mit der Stadt, was auf dem Areal möglich ist. Bis auf die Kirche stehen alle Gebäude zur Disposition. Pfarrer Heinz-Martin Zipfel spricht von einer riesigen Chance.

Ludwigsburg. Als vor 44 Jahren die Kirche St. Paulus gebaut wurde, lag die Gemeinde am Stadtrand. In der Flakkaserne auf der Harten- ecker Höhe waren damals noch die US-Amerikaner stationiert, von einem Neubaugebiet an der Fuchshofstraße redete niemand. St. Paulus wurde vor allem für das Schlösslesfeld errichtet. Dementsprechend ist der Eingang zu Kirche, Gemeindezentrum, Pfarrbüro, Pfarrwohnung und Kindergarten nach Norden ausgerichtet, zur Beethovenstraße. In die anderen Richtungen, zur Comburg- und zur Schorndorfer Straße, dort, wo die Kaserne lag und der Verkehr rollt, schottet sich das Gemeindezentrum bis heute mit seinen kühlen Betonfassaden und hohen Hecken ab.

Das soll sich ändern. Gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg hat die katholische Kirchengemeinde eine Neuordnung des Zentrums eingeleitet. In einem ersten Schritt findet dafür Mitte des Jahres ein städtebaulicher Wettbewerb statt. Ziel dabei ist es, zu schauen, was auf dem Gelände möglich ist und was nicht, erklärt Martin Wunram, der Pastoralreferent der katholischen Kirche.

Die Kirche und das angebaute Gemeindezentrum sollen auf jeden Fall stehen bleiben. Was abgerissen werden könnte, sind das Pfarrhaus und der Kindergarten (Foto), erklärt Wunram. Auch die Grünflächen um das Gemeindezentrum werden in den Plan miteinbezogen. Diese Flächen gehören zwar der Stadt, könnten aber an die Kirche verkauft oder verpachtet werden.

Doch was genau ist geplant? Neben der Kirche und dem Gemeindezentrum soll es auch weiterhin einen Kindergarten geben. Den möchte die Kirche aber erweitern – nämlich von drei auf fünf Gruppen. Ob das durch einen Anbau oder einen kompletten Neubau erreicht wird, dafür soll der Wettbewerb Ideen liefern. Außerdem sollen weitere Gruppenräume – beispielsweise für die Jugendarbeit – geschaffen werden.

Die Kirche hat aber noch viel mehr vor: Mindestens eine neue soziale Einrichtung soll auf dem Gelände entstehen, erklärt Wunram. „Wir haben dafür verschiedene Alternativen aufgestellt.“ Erste Wahl ist eine Wohneinrichtung für 24 mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche. Als Träger ist die Stiftung Liebenau vorgesehen. „Solch eine Einrichtung gibt es bisher noch nicht in Ludwigsburg“, sagt Wunram zu dieser Möglichkeit.

Alternative zwei ist ein Pflegeheim mit 40 Plätzen. Dieses ist schon seit Jahren im Gespräch, vor allem aus Oßweil heraus wird immer wieder der Wunsch danach geäußert. Denn bisher gibt es in dem Stadtteil keine Pflegeeinrichtung für Senioren. Eine dritte Alternative schließlich sieht Seniorenwohnen in Kombination mit der Sozialstation der Kirchengemeinde vor.

Eine weitere große Chance sieht die katholische Kirche in der Öffnung des Geländes. 3800 Mitglieder hat die Gemeinde derzeit. Durch den Generationenwechsel der Bewohner im Schlösslesfeld, die neuen Bewohner in der Hartenecker Höhe und das geplante Neubaugebiet an der Fuchshofstraße liegt St. Paulus mitten in einem der pulsierendsten Wohnviertel Ludwigsburgs. Das soll sich auch baulich widerspiegeln. „Wir wollen auch aus Richtung der Comburgstraße einen Zugang“, sagt Wunram. Die Menschen sollen sich eingeladen fühlen, sich auf dem Gelände von St. Paulus zu treffen.

In der Absichtserklärung, die Stadt und Kirche zum gemeinsamen Wettbewerb abgegeben haben, heißt es dazu: „Der Platz als auch die sozialen Einrichtungen sollen eine räumliche Öffnung gewährleisten und stellen ein verbindendes Element mit den umliegenden Stadtteilen dar.“

Der Pfarrer der Gemeinde, Heinz-Martin Zipfel, sieht in dem jetzt eingeleiteten Prozess eine riesige Chance. „Wir erhalten dadurch die Möglichkeit, dass unser Gemeindezentrum als öffentliches Gebäude wahrgenommen wird.“ Zipfel versteht St. Paulus als einen gesellschaftlichen Ort für alle Konfessionen und Religionen, allerdings werde dieser bisher von vielen nicht als solcher wahrgenommen. „Momentan sind wir viel zu abgeschirmt.“

Eine große Frage, die ebenfalls im Planungswettbewerb geklärt werden soll, ist der Umgang mit den großen Grünflächen entlang der Schorndorfer- und der Comburgstraße. Hier verläuft der Grüne Ring um die Innenstadt. Die Bäume sollen deshalb weitestgehend erhalten bleiben. Auch der Artenschutz spielt auf der Fläche eine Rolle. Für die Öffnung des Gemeindezentrums sollen in Zukunft aber Wege über die Grünfläche zur Kirche führen.

Martin Wunram rechnet damit, dass 2018 die Pläne so weit gediehen sind, dass man 2019 damit beginnt, St. Paulus zu erneuern. „Für uns ist St. Paulus ein Schwerpunkt-Standort. Es lohnt sich, hier in die Zukunft zu investieren.“