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NSU
Keine Hinweise auf NSU-Netzwerk

Untersuchungsausschuss im Landtag sucht weiter nach Helfern der Rechtsterroristen

Ludwigsburg. Für das Bundeskriminalamt (BKA) gibt es nach wie vor keine konkreten Hinweise auf ein Unterstützernetzwerk des rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) im Raum Ludwigsburg. Wie berichtet, war das Trio mehrfach zu Besuch in Ludwigsburg. Ein BKA-Beamter sagte gestern im NSU-Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag, es habe dazu sehr detaillierte und umfangreiche Ermittlungen gegeben. Dabei seien keine Hinweise auf konkrete Unterstützer aufgetaucht.

Das im Untergrund lebende NSU-Trio war selbst dann noch zu Besuch in Ludwigsburg, nachdem es den ersten Mord verübt hatte. Der BKA-Mann sprach von Treffen, die „szenetypischer Natur“ gewesen seien. „Man trifft sich, man hört rechte Musik und begießt das mit reichlich Alkohol“, meinte der Ermittler.

Der NSU ist nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft für zehn Morde zwischen 2000 und 2007 verantwortlich, darunter an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn. Das Trio hielt sich oft im Südwesten auf, so dass der Verdacht besteht, es könnte hier Helfer gehabt haben.

Warum es das NSU-Trio ausgerechnet nach Baden-Württemberg zog, konnte der BKA-Mann nicht genau sagen. Vermutlich hätten sich die drei NSU-Mitglieder Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt einfach gut mit der rechten Szene bei Ludwigsburg verstanden.

Nach Einschätzung eines anderen BKA-Ermittlers nabelte sich der NSU im Untergrund nach und nach von Helfern aus der rechten Szene ab. Nach dem Abtauchen im Januar 1998 hätte das Trio noch Unterstützung insbesondere im Raum Chemnitz benötigt. Nach und nach seien die Rechtsterroristen aber selbstständiger geworden. Eine Ausnahme seien dabei eben die Kontakte nach Ludwigsburg gewesen, die es noch 2001 gegeben habe.

Wie das Trio auf Heilbronn gekommen ist und warum Kiesewetter als Opfer ausgewählt wurde, ist für den BKA-Beamten nach wie vor unklar. „Das ist eine Frage, mit der wir uns täglich beschäftigen.“ Auch die Frage möglicher Mittäter am Mord an Kiesewetter ist für das BKA noch offen. Dazu werde bis heute ein Verfahren gegen Unbekannt geführt.

Der BKA-Beamte berichtete zudem von Stadtplänen von Ludwigsburg, Stuttgart und Marbach am Neckar sowie Heilbronn, die im Brandschutt der letzten Wohnung des NSU in Zwickau (Sachsen) gefunden wurden. Zum Teil enthielten sie Markierungen, etwa von Parteizentralen und Polizeistationen. Auch wurde in den Überresten des Hauses eine CD entdeckt, auf der Bilder der Nordbahnhofstraße in Stuttgart waren.

Der BKA-Mann räumte ein, man könne der Polizei vorwerfen, nicht in Erwägung gezogen zu haben, dass es eine rechte Terrorgruppe geben könne, die durchs Land reise und Migranten töte. „Heute wissen wir: Es gibt nichts mehr, was es nicht gibt.“ (lsw)