1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Innenstadt
E-Autos kommen schwer aus den Startlöchern

350_0900_15702_COST2017_04_23Rebstock17.jpg
Auf dem Marktplatz faszinieren die Oldtimer.
350_0900_15703_COST2017_04_23Rebstock26.jpg
Auf dem Rathaushof und am Akademiehof lautet das Motto Elektromobilität – bei Autos wie bei Fahrrädern, die auch gerne getestet werden.
350_0900_15704_COST2017_04_23Rebstock20.jpg
350_0900_15705_COST2017_04_23Rebstock16.jpg
So unterschiedlich Dieselmotoren und Elektroautos sind, sie haben eins gemeinsam: ein Imageproblem. Der eine als Stinker verpönt, dem anderen wird wegen der Reichweite misstraut. So auch die Stimmung bei den eMotionen.

Ludwigsburg. Die 20 Aussteller haben Dutzende ihrer Modelle auf Hochglanz poliert. Tausende Besucher der Autoschau umkreisen die Objekte der Begierde beim Autosalon unter freiem Himmel. Es wird viel Probe gesessen und der typische Neuwagen-Duft geschnuppert. Der Kofferraum wird unter die Lupe genommen und inspiziert, was unter der Motorhaube steckt.

Das Auto bleibt ein Statussymbol. Es kommt auf Optik an und Komfort. Die Rollen sind weiter klar verteilt: Männer wollen überwiegend Leistung und Platz, die Frauen Wendigkeit und Farbe. Elektronische Helfer wie Spurassistent und mobiles Internet sind im Kurs. Klimaautomatik und Sicherheitssysteme werden auch bei kleineren Autos vorausgesetzt. Immer noch sehr beliebt sind die SUV’s, wegen der höheren Sitzposition und einer Kraft meist jenseits der 170 PS. Wegen der niedrigen Kraftstoffpreise sei der Verbrauch eher nebensächlich, so die Händler. Man will zwar umweltfreundlich sein, die Realität beim CO2-Ausstoß sieht meist anders aus.

Aber die potenziellen Autokäufer sind sehr verunsichert. Der Abgasskandal mit „Dieselgate“ hat den Selbstzündern einen schweren Schlag versetzt. Dazu kommt die Drohung der Grünen mit der blauen Plakette. Die Händler sind sich einig: Alles unter der Abgasnorm Euro sechs ist so gut wie unverkäuflich. Wer es sich leisten könne, stoße seinen alten Diesel ab und steige auf einen Benziner um. Die Gebrauchtwagenpreise seien zwischen 15 und 30 Prozent eingebrochen. Der Absatz auch.

Die Händler sehen das drohende Aussperren des Diesels aus kritisch. Das komme einer Enteignung von rund 14 Millionen Autobesitzern gleich. Der Transport von Waren würde zusammenbrechen, das Handwerk in seiner Existenz bedroht. Außerdem sei der Öffentliche Nahverkehr schon jetzt völlig überlastet. Ein Jahr VVS hat eine 38-jährige gerade hinter sich: „Ich kann die Entschuldigungen über Verspätungen und Zugausfälle nicht mehr hören.“

Steckdose in der Tiefgarage?

Manche schieben auch die Kaufentscheidung zeitlich soweit es geht nach hinten. Bis Klarheit herrscht, wie es mit den Verbrennungsmotoren weitergehe. „Wer weiß, was denen beim Benziner noch alles einfällt und wie sonst noch gemogelt wurde“, wartet ein Familienvater aus Tamm mit zwei Kindern gerade ab.

Fast jeder Hersteller hat ein Elektromodell oder ein Hybridauto in seiner Angebotspalette. Deren Anteil auf den Straßen liegt bei etwas über zwei Prozent. Der Hybrid ist einigen wegen seiner geringen Reichweite ein ökologisches Feigenblatt. Aber den Vollelektrischen bleibt der Autofahrer misstrauisch und hat Angst, auf freier Strecke mit leeren Akkus liegen zu bleiben. Da helfen auch die staatlichen Prämien von bis zu 4000 Euro wenig. Von den 1,2 Milliarden, die zur Verfügung stehen, wurden in einem starken halben Jahr erst 55 Millionen abgerufen.

„Dabei fährt der Deutsche durchschnittlich nur 80 Kilometer am Tag“, meint ein Verkäufer. Dafür sollte es allemal langen. Trotzdem seien aktuell nur 34 000 Elektrische zugelassen. Das Interesse sei generell da, so die mehrheitliche Meinung bei den Ausstellern. Aber es fehle an öffentlichen Stromzapfsäulen – in Ludwigsburg gibt es derzeit 29 Stationen. Viele hätten Probleme, eine geeignete Steckdose in die Sammeltiefgarage zu bekommen. „Ohne macht das keinen Sinn“, sind sich beide Seiten einig. „Warum gibt es in den Ludwigsburger Parkhäusern so wenige Anschlüsse“, fragt ein Interessent. Während man auf dem Markt einkauft und hinterher einen Kaffee trinkt, könnten die Batterien doch aufgeladen werden.

Auf dem Akademiehof nutzten viele die Gelegenheit, E-Bikes und Pedelecs zu testen. Elektromobilität zu spüren. Für die meisten fühlt es sich gut an. Wenigstens auf zwei Rädern hat der Elektroantrieb den Durchbruch scheinbar geschafft. Den Autos steht da noch ein weiter Weg bevor.